Die österreichische Tennisszene trauert um Bernd Haberleitner (55)
Er war nicht nur ein hervorragender Tennisspieler, der es im Jahr 1992 immerhin bis auf Platz 1071 im ATP-Ranking gebracht hatte. Für viele war er noch weit mehr als das – ob geliebter Gatte, Sohn, Bruder, Chef, Manager, Freund, Turnierveranstalter, Tennispartner oder einfach nur eine der wohl freundlichsten Figuren der österreichischen Tennisszene. Doch am 26. November 2024 ist Bernd Haberleitner in seiner Geburtsstadt Krems an der Donau, im Alter von 55 Jahren, viel zu früh verstorben. Der Niederösterreicher, Sohn des bekannten Managers Rudolf Haberleitner (früherer Chef der Drogeriekette Dayli, vormals Schlecker), war im Frühjahr an ALS erkrankt, der unheilbaren, degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems, deren Ursachen bis heute wenig erforscht sind. Nicht mehr allzu viel Zeit hatten ihm die Ärzte nach der im August gestellten, knüppelharten Diagnose gegeben – geworden sind es am Ende keine vier Monate. Er hinterlässt seine Frau Toja Haberleitner, vormals Patsch, und große Trauer in der heimischen Tenniswelt.
Haider-Maurer: „Ich bin ihm unendlich dankbar“
Haberleitner hatte einst Pionierarbeit geleistet und zusammen mit Alexander Wendt, der www.tennisturnier.at im Jahr 2000 ins Leben gerufen hatte, die Geschicke der zu dieser Zeit ersten österreichischen Tennisturnier-Onlineplattform entscheidend gelenkt und sie kontinuierlich weiterentwickelt. Parallel dazu trat der Kremser als Turnierveranstalter in Erscheinung. So trafen sich auch seine Wege mit jenen von Andreas Haider-Maurer, dem langjährigen ÖTV-Davis-Cup-Spieler. „Ich habe ihn mit 15 oder 16 Jahren kennengelernt, als Bernd damals das Tennis-Europe-Turnier in Krems veranstaltet hat. So hat das alles begonnen und ist es schließlich dazu gekommen, dass er mein Manager wurde“, erzählte Haider-Maurer gegenüber dem ÖTV. „Er hat mich meine ganze Karriere über begleitet. Er ist für mich aber nicht nur mein Manager gewesen, sondern vieles darüber hinaus – eine der größten Stützen in meinem Leben überhaupt und einer meiner engsten Freunde.“ Mit der Gebäudereinigungsfirma SIMACEK, in der er bis zuletzt noch als Head of Recruiting & Personalentwicklung tätig gewesen ist, trat Haberleitner auch als langjähriger Sponsor des Österreichischen Tennisverbands und von Haider-Maurer in den Vordergrund, in den er sich selbst aber nie drängen wollte.
Bis ins Finale des ATP-Events in der Wiener Stadthalle 2010 und auf Weltranglistenplatz 47 führte die gemeinsame Reise von Haider-Maurer und Haberleitner, ehe „AHM“ im Jahr 2019 seine Profilaufbahn verletzungsbedingt beenden musste. Rund 16 Jahre enge und erfolgreiche Zusammenarbeit gingen somit zu Ende – eine lange Zeit, in der Haberleitner „extrem positiven“ Einfluss auf Haider-Maurers Karriere ausgeübt hatte: „Er war immer positiv, hilfsbereit, ein extremer Rückhalt, hat mir immer viel geholfen, wenn mal etwas nicht gut gelaufen ist und mich stets aufgebaut. Er hat immerzu zuerst auf die anderen geschaut, nicht auf sich selbst. Er war auch ein witziger Typ und ein ganz wichtiger Teil in meiner Karriere. Ohne ihn hätte das alles nicht so funktioniert, wie es gelaufen ist. Ich bin ihm unendlich dankbar.“ In einem persönlichen Abschiedsposting an Haberleitner auf facebook ergänzte Haider-Maurer dankbar: „Lieber Bernd, das Leben kann so brutal und ungerecht sein… alleine wie du mit dieser Situation umgegangen bist, zeigt, was für ein besonderer Mensch du warst. Mit dir habe ich all meine sportlichen Erinnerungen geteilt. Dank dir konnte ich meine Karriere überhaupt erst starten. […] Ich werde dich unendlich vermissen. Ruhe in Frieden.“
Ein allseits beliebter „super Typ“
Abseits seines gemeinsamen Wegs mit Haider-Maurer und seiner Aktivitäten als höchst leidenschaftlicher Tennis- und Golfspieler trat Haberleitner auch im Berufsleben äußerst erfolgreich in Erscheinung, so etwa als Geschäftsführer der CheckPEOPLE GmbH und bei der LoreLeih Personaldienstleistungen T. Lorenz GmbH, zwei Unternehmen der SIMACEK-Gruppe. Zudem fungierte Haberleitner bis zuletzt als Turnierleiter des mittlerweile schon traditionsreichen ÖTV-Allgemeine-Klasse-Turniers in Ferlach (Kärnten), das er einst mit Hannes Fanzoj aus der Taufe gehoben hatte. ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer teilte ebenso einige Erinnerungen mit Haberleitner: „Ich habe früher auch noch selbst gegen ihn gespielt: bei Herrenturnieren, in der Meisterschaft. Als er mit Andi auf der ATP-Tour war, bin ich ihm natürlich oft begegnet. Bernd war ein super Typ, hatte immer ein Lächeln im Gesicht, war immer positiv – mein herzliches Beileid an seine Frau, Familie und Freunde.“ Ironie des Schicksals: Vor über zehn Jahren hatte Haberleitner in den sozialen Netzwerken noch an der ALS Ice Bucket Challenge teilgenommen. Hunderte Millionen Euro waren damals im Zuge dessen für Erforschung und Behandlung von ALS gespendet worden. Doch Haberleitner konnten die noch zu geringen Fortschritte in der Wissenschaft nicht mehr vor dieser heimtückischen Erkrankung retten.
Der Österreichische Tennisverband trauert um Bernd Haberleitner und wünscht in dieser schweren Zeit allen Hinterbliebenen viel Kraft.